Höhepunkt im Hornberger Burgmuseum:

digitale Einblicke in 400-jährige Bücherkunst!

 

Wunder geschehen!

Im 2. Weltkrieg wurde die staufische Wohnburg an der östlichen Ecke von einer Bombe getroffen. Dank der dicken Mauern hielt sich der Schaden an Mauer und auch am Dach der Unteren Burg in Grenzen. Aber wie durch ein Wunder, blieb der Raum des Bücherarchivs unversehrt. Und als Burg Hornberg unter amerikanische Besatzung gestellt wurde, half die Burgherrin Margarethe von Gemmingen-Hornberg mit einer List einem weiteren Wunder auf die Sprünge. „Meine Urgroßmutter gab den Soldaten den Schlüssel zum Weinkeller, aber vor die Tür des Bücherarchivs stellte sie eine große Tafel mit der Aufschrift ‚OFF-LIMITS‘“, erzählt der Baron schmunzelnd. Offensichtlich habe diese beherzte Aktion den literarischen Schatz im „Geheimen Raum“ vor einer Beschlagnahmung gerettet.

Eintrittspreise: Burg und Museum

Erwachsene: 7 €, mit Burgführung: 11 €
Kinder (6-17 Jahren): 5 €, mit Burgführung: 9 €
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„Wir bewahren Schätze auf, die es an anderen Orten der Welt in dieser Erhaltung nicht gibt!“, stellt Dajo von Gemmingen-Hornberg fest. Es geht um zwei kostbare bibliophile Prachtbände, die sich seit Generationen im Besitz der Adelsfamilie befinden: Die besonders kostbare und farbenprächtige Bilder-Handschrift, das „Turnierbuch der Kraichgauer Ritter“ von 1616 und das noch ältere, im Original 14 Kilogramm schwere Kupferstichwerk „Hortus Eystettensis“ von 1613.

Ab sofort und zum ersten Mal können die über 400 Jahre alten Bücher im Museum der Burg Hornberg in digitaler Form Seite für Seite bestaunt werden. Denn die Bücher haben die Zeit – und insbesondere die Wirren vieler Kriege – schadlos überstanden. Bestimmt waren nicht nur ein, sondern gleich mehrere Wunder dafür notwendig!

Die Schätze des Barons sind für die Wissenschaft besonders interessant. Das Turnierbuch, das Szenen aller 36 mittelalterlichen Reichsturniere darstellt, gibt es im Original nur noch etwa fünf Mal, unter anderem im Archiv des Vatikans − aber in abgespeckter Form und nicht so gut erhalten. Das in Leder gebundene Hornberger Exemplar ließ Wolf Conrad Greck von Kochendorf um 1615 für seine Gemahlin, Sybille von Gemmingen-Hornberg anfertigen. Noch heute strahlen die kolorierten Illustrationen in leuchtenden Farben. Dass es damals schon Druckfehler gab, zeigt das farbenprächtige, heraldische und bildgewaltige Kunstwerk in der Darstellung des Sieges über Graf Ulrich von Württemberg durch Hans den Kecken. Bei genauen Forschungen stellte man fest, dass die Abbildungen ein falsches Datum und ein falsches württembergisches Wappen tragen! Auf einem 65-Zoll Touchscreen-Bildschirm bekommen die Besucherinnen und Besucher im Burgmuseum Einblicke in die Buchseiten und die Szenen der damaligen Turnier- und Ritterszeit.

Von unschätzbarem Wert ist auch ein besonders gut erhaltenes Exemplar der Erstauflage „Hortus Eystettensis“ über den Eichstätter Garten des Fürstbischofs Johann Konrad von Gemmingen mit 367 großformatigen Kupferstichen. „Einzelne Seiten ähnlicher Bücher haben schon für bis zu 20.000 Dollar den Besitzer gewechselt“, sagt Dajo von Gemmingen-Hornberg. Auch diesen Literatur-Schatz ließ Familie von Gemmingen-Hornberg digitalisieren, um ihn der Öffentlichkeit zum ersten Mal zu präsentieren.