Die vielen Facetten des Götz von Berlichingen
Kindheit, Jugend und Lehrjahre
1480 wird Gottfried, genannt Götz von Berlichingen, im gleichnamigen Ort Berlichingen, im hülzern Sitzlein, nahe Jagsthausen geboren. Götz wird nach seinem Großvater benannt. Er ist der jüngste Sohn von zehn Kindern des Ritters Kilian von Berlichingen und der Margarethe, geborene von Thüngen. Das bis ins 12. Jahrhundert reichende Rittergeschlecht der von Berlichingen ist reich an Besitz. Es sind traditionsbewusste, ehrenhafte und ökonomisch denkende sowie der heraufziehenden Neuzeit gegenüber aufgeschlossene Menschen. Mütterlicherseits ist bekannt, dass die von Thüngen eher risikofreudige und draufgängerische Leute sind, die sich gern an Fehden beteiligen.
Fehden-Ritter Götz und sein Markenzeichen, die eiserne Hand
Die Fehde und das mit ihr verbundene Beutewesen dient vielen Rittern vor allem im ausgehenden Mittelalter als Lebensunterhalt. Zwischen 1508 und 1519 macht Götz Krieg auf eigene Rechnung und ist fast an einem Dutzend Fehden und Händel beteilgt. Dabei geht es hauptsächlich um Eigentumsrechte, ausstehende Zahlungen oder Erbstreitigkeiten. Der von den Geschädigten beauftragte Fehden-Ritter Götz agierte damals ähnlich wie ein Inkassounternehmen heute. Bei seiner Fehdenpraxis beruft sich Götz auf „Altes Recht des Ritterstandes“: Zuerst wird gedroht, blieb dies erfolglos, kommt es zu kriegerischen Handlungen, Beutemachen, Geiselnahme, Brandschatzungen bis hin zum Verlust von Leib und Leben.
Götz der Unternehmer und seine Traumburg Hornberg
Der Historiker und Götz-Kenner, Professor Kurt Andermann, bescheinigt Berlichingen eine hinreichend breite wirtschaftliche Basis. Zu keiner Zeit sei er ein Habenichts gewesen. Götz erbt wie seine Brüder einen beträchtlichen Nachlass. Später vermehrt er seinen Reichtum durch geschickte Entscheidungen, wie zum Beispiel die Heirat mit Dorothea Gailing, die 700 Gulden Mitgift in die Ehe bringt. Nach einem Tausch unter Brüdern verfügt Götz auch über Ländereien (Gerechtsame) in Jagsthausen, Rossach, Berlichingen, Neunstetten, Sennfeld und vielen anderen Orten um Jagst und Kocher.
Das turbulenteste Kapitel: Bauernführer wider Willen
Seit 1524 tobt der Bauernkrieg und 1525 zwingen die aufständigen Bauern im Neckarraum den kriegserfahrenen Götz, das Amt des Hauptmanns zu übernehmen und sie anzuführen. Nach langem Hin und Her willigt Götz mehr zum Schein ein, um Schlimmeres zu verhindern. Denn die aufgebrachte und marodierende Horde hatte bereits die ganze kaiserliche Besatzung und den Grafen Helfreich von Helfenstein von dessen Burg Weinsberg vertrieben und auf entsetzliche Weise ermordet. Sollte ihm das Gleiche widerfahren, wenn er das Amt ablehnte?
Götz privat
Bei aller Rauflust wird dem Reichsritter ein gewisser Charme nachgesagt. Götz ist außerdem ein treu sorgender Hausvater und Ehemann. Nach der Familienchronik heiratet er zwei Mal. Um 1505 ehelicht er Dorothea von Sachsenheim. Über diese Ehe bzw. über das Ableben von Dorothea von Sachsenheim gibt es keine verlässlichen Quellen.
Götz hinterlässt sein Leben der Nachwelt!
Er war ein Ritter, ein Strauchritter, Raufbold, Hauptmann wider Willen und ein Ehrenmann. Als er am 23. Juli 1562 um 18 Uhr im Alter von 82 Jahren auf seiner Burg Hornberg stirbt, verlässt eine schillernde Figur die Weltbühne. Mit ihm neigt sich die Epoche der Ritter dem Ende, das Mittelalter an der Schwelle zur Frühen Neuzeit!
Im hohen Alter, mit 79 Jahren und erstaunlich gutem Gedächtnis, aber nahezu erblindet, diktiert Götz seinem Neckarzimmerner Patronatspfarrer Georg Gottfried seine Lebensgeschichte.