Burgkapelle – gewidmet der Heiligen Odilie

Verehrung der Heiligen Odilie in Württemberg

Sagen und Legenden ranken um die Heilige Odilie, Schutzpatronin des Elsass und der Odilienkapelle in Eppingen. Der Ort im Kraichgau ist nur 35 km von Burg Hornberg entfernt. Beide sind miteinander historisch verwoben: Es lässt sich belegen, dass sich der Heiligenkult bis zum Jahr 1500 immer mehr in Württemberg ausweitete und es dort zu einer regelrechten Blütezeit der Odilienverehrung kam. In der Beliebtheit der spätmittelalterlichen Kirchen-, Kapellen- und Altarpatrone nimmt die elsässische Schutzheilige unter den weiblichen Heiligen einen der vorderen Ränge ein.

Ebenso ist urkundlich festgehalten, dass damals immer mehr Christen zum Bergheiligtum in Eppingen pilgerten, sodass die Wallfahrts-Gottesdienste nicht mehr ausreichten. 1473 wurde schließlich von Hans von Gemmingen und seiner Schwester Metza zu Ehren der Heiligen Odilie eine Wallfahrtskapelle auf dem Eppinger Odilienberg gebaut. Bis heute hat der Ort von seiner magischen Anziehungskraft nichts verloren. Vor diesem Hintergrund lässt sich die Heiligenverehrung des Götz von Berlichingen, der nur wenige Kilometer von Eppingen lebte,  auch historisch nachvollziehen.

Quelle: Gustav Hoffmann, Kirchenheilige in Württemberg, Darstellungen aus der Württembergischen Geschichte 23, Stuttgart 1932; Badische Heimat 55 (1975) St. Odilia

Es ist anzunehmen, dass Götz von Berlichingen seine zweite Frau, die unverzogen erbdochter Dorothea Gailing von Illesheim, 1517 in der Privatkapelle heiratet und später auch seine Söhne dort taufen lässt.

Die Burgkapelle entsteht bereits beim Bau der Oberen Burg gegen Ende des 13. Jahrhunderts als Teil der Kernburg. Diese Aussage untermauert auch das schlichte, frühgotische Doppelfenster hinter dem Altar und die einfachen Fenster zur Südseite mit Kleeblattbögen aus der gleichen Epoche. Früher besaß die Kapelle über dem Steingewölbe sogar ein beheizbares Obergeschoss, das vom Treppenturm aus betreten wurde.

Gottesfurcht, Aberglauben, Heiligenkult!

Die Menschen damals sind gottesfürchtig, aber auch von Ängsten und Aberglauben besessen. Der Heiligenkult spielt eine große Rolle, denn in Heiligen kommen die Gläubigen Gott am nächsten. Auch Götz von Berlichingen ist ein frommer Mann. Der Tradition nach verehrt Götz die Heilige Odilie und widmet der Schutzpatronin der Blinden und der Winzer seine Burgkapelle. Hier kommt er her, um zu beten, um seine Nöte vorzutragen, um mit seinen Sorgen nicht allein zu sein. Erst recht als der Ritter im hohen Alter allmählich sein Augenlicht verliert und er die Schutzpatronin der Blinden um Beistand anbetet. Die Holzstatue der Heiligen Odilie aus dem 15. Jh. wird im Burgmuseum ausgestellt.

Mit Martin Luther bricht eine neue Zeit an!

Die Welt ist eine Welt im Umbruch auf allen Gebieten. Martin Luther ist ein Zeitgenosse des Ritters und wie der Reformator, hat auch Götz von Berlichingen eine evangelische Gesinnung. Götz führt 1521 nicht nur sich und sein Gefolge, sondern die ganze Region zum protestantischen Glauben. Trotzdem befindet sich seine letzte Ruhestätte im Kreuzgang des Zisterzienserklosters Schöntal.

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