Familien von Gemmingen-Hornberg

1576 – 1635
Reinhard von Gemmingen-Hornberg (1. Generation)

Vor über 400 Jahren, 1612, erwirbt der Stammvater der Hornberger Burgen-Familie die Festungsanlage. Der Freiherr trägt seinen Beinamen, Reinhard der Gelehrte zu Recht, denn er studiert in Padua, spricht fließend Latein und ist Doktor beider Rechte (germanisches und römisches Recht).

Ursprünglich kommt der Freiherr aus dem Rheinhessischen, hat aber auch Besitztümer im Kraichgau. Um Burg Hornberg im Jahr 1612 zu erwerben, verkauft er sein ganzes Hab und Gut in Rheinhessen, darunter bekannte Weinlagen in Oppenheim, Nierstein und Nackenheim.

Als gottesfürchtiger gebildeter Mann und umsichtiger Hausherr, der seine Güter vermehrt, steht Reinhard von Gemmingen-Hornberg in hohem Ansehen. Verheiratet ist er mit Anastasia von Helmstadt, die ihm drei Söhne schenkt. Doch es gibt auch schlechte Zeiten. 1634, in der Schlacht bei Nördlingen im 30-jährigen Krieg werden die Reformierten geschlagen und Hornberg von den Kaiserlichen geplündert. Nur ein Jahr später erliegt Reinhard von Gemmingen-Hornberg der Pest wie 89 weitere Bürger aus Neckarzimmern und der Region.

1694 – 1771
Ludwig von Gemmingen-Hornberg (4. Generation)

Ludwig von Gemmingen wird 1694 auf Burg Hornberg geboren. Später studiert er zunächst an der Universität Halle und danach in Gießen. Nach Auslandsaufenthalten in Niederlanden, Frankreich, England und Italien tritt er als Regierungsrat in Halberstadt in preußische Dienste.

1740 heiratet er Rosina Dorothea von Steinsberg, Witwe von Wrisberg. Sie stirbt 1749 im Kindbett. Die Ehe bleibt kinderlos. 1743 begleitet er als außerordentlicher Minister den englischen König Georg II. auf den Feldzug am Rhein und ist als außerordentlicher Gesandter an mehreren Höfen. 1755 heiratet er 60-jährig die erst 14 Jahre alte Albertine Regine von Gemmingen zu Gemmingen (1740–1799), Tochter des Friedrich Jakob von Gemmingen (1712–1750), um die Erbfolge zu sichern. Drei Kinder kommen zur Welt, unter ihnen der Jüngste, Ernst von Gemmingen-Hornberg.

1759 – 1813
Ernst von Gemmingen-Hornberg (5. Generation) –
„Der Mozart des Neckartals“

Der Sohn des Ludwig von Gemmingen-Hornberg wird Komponist. Ihm wird nachgesagt, dass ihn eine musikalische Freundschaft mit Mozart verbindet, die sein Onkel, Otto von Gemmingen-Hornberg, auch ein Freund Mozarts, einfädelt. Angeblich dürfte auch so manche musikalische Anregung von Mozart auf Ernst von Gemmingen-Hornberg übergegangen sein.

1792 heiratet Ernst von Gemmingen Henriette Charlotte von Holle. Mit ihr und den Kindern lebt der Freiherr abwechselnd auf Burg Hornberg und in Bad Wimpfen, Mosbach und Heilbronn. Als Musikdirektor ist er im Dienste des musikliebenden Markgrafen von Ansbach-Bayreuth und unterstützt mit Johannes Amon das Musikleben in Heilbronn. 1795 lässt er sich zum Ritterdirektor des Kraichgaus wählen, ein Amt, das er bis 1806 ausübt. Danach lebt die Familie vorwiegend in Mannheim, wo sich Ernst von Gemmingen der Musikausbildung seines talentierten Sohnes Ernst widmet. 1813 stirbt der „Mozart des Neckartales“. Leider sind nur vier Violinenkonzerte von ihm erhalten geblieben.

1832 – 1921
Pauline von Gemmingen-Hornberg (7. Generation)

1884 lässt Pauline die neogotische Waldkapelle oberhalb der Burg als Begräbnisstätte für ihren verstorbenen Mann Friedrich bauen. Heute wird sie als Hochzeitskapelle oder für andere Feierlichkeiten vermietet. ➽ Mehr zur Hochzeitskapelle.

1876 – 1960
Margarethe von Gemmingen-Hornberg (8. Generation)

1932 zieht Margarethe von Gemmingen-Hornberg mit ihrem Mann Franz vom Renaissance-Schloss in Neckarzimmern in die Untere Burg auf den Hornberg. Margarethe lässt den staufischen Wohnturm zeitgemäß um- und ausbauen. Damit ist Burg Hornberg nach 314 Jahren wieder bewohnt und Stammsitz derer von Gemmingen-Hornberg.

Bedeutende Mitglieder derer von Gemmingen

1431–1487
Hans von Gemmingen, genannt „Keckhans“

Er ist der Stammvater der Familie von Gemmingen. Der kühne Ritter hat 1462 die Schlacht vor Heidelberg maßgeblich mit entschieden und zum Sieg geführt. Diese Heldentat ist im 1616 erschienenen „Turnierbuch der Kraichgauer Ritterschaft“ in einer Turnier-Szene verewigt (siehe Foto). Das Kunstwerk zeigt 36 weitere Turniere, die von 938 bis 1482 in Württemberg ausgetragen wurden. Das sehr gut erhaltene Turnierbuch hat einen unschätzbaren Wert und ist im Besitz der Familie Dajo von Gemmingen-Hornberg.

1468 – 1514
Uriel von Gemmingen

Uriel von Gemmingen ist eines von 21 Kindern des Keckhans, Hans von Gemmingen zu Michelfeld und seiner Gattin Brigitta von Neuenstein. Nur zehn der Kinder erreichten das Erwachsenenalter. Schon im Alter von fünfzehn Jahren lebt Uriel von Gemmingen als Anwärter auf ein frei werdendes Kanonikat unter dem Vorsteher der Domschule, im Mainzer Domstift, wo er 1483 eine Pfründe erhält.

1483 beginnen Uriels Studien in Mainz, Paris und Padua, wo er den Doktor beider Rechte, des Römischen Rechts und des Kirchenrechts, erwirbt. Von 1508 bis 1514 ist er Erzbischof des Erzbistums Mainz. Damit steht er an der Spitze der größten deutschen Kirchenprovinz und ist einer der sieben Kurfürsten; als Erzkanzler für Deutschland hat er den höchsten Rang. Uriel von Gemmingen ist aber auch ein Vertreter  innerkirchlicher Reformen.

1545 – 1598
Johann-Otto von Gemmingen

Johann Otto wurde als viertes von 13 Kindern des Hans Dietrich von Gemmingen und seiner Frau Magdalena, geborene Mundbrod (Muntpratt) von Spiegelberg, geboren. Wahrscheinlich verbringt er einige Jahre seiner Kindheit in Weinfelden. Er studiert in Italien und ab 1565 geht Johann-Otto von Gemmingen an die Universität Ingolstadt.

1565 beginnt seine Kirchen-Karriere, zunächst als Domdekan, später wird er zum Priester geweiht. 1591 wird er Fürstbischof in Augsburg. In seiner Amtszeit bemüht er sich unablässig, die römisch-katholische Religion in seinem Machtbereich zu festigen und erlässt zahlreiche neue Verordnungen.

1561 – 1612
Johann-Konrad von Gemmingen

Er ist Fürstbischof zu Eichstätt und ein hoch gebildeter Mann. Berühmt wird Johann-Konrad auch für den auf acht Terrassen angelegten Eichstätter Garten. Er veranlasst, dass die vielen, teils sehr seltenen Pflanzen in einem Prunkfolianten, dem „Hortus Eystettensis“  dokumentiert werden.

Johann-Konrad von Gemmingen-Hornberg investiert knapp 20.000 Gulden in dieses Unternehmen und lässt ein bis heute berühmtes und begehrtes Kunstwerk schaffen, welches damals das modernste und umfangreichste Pflanzenbuch überhaupt war. Den Erstdruck dieses Werkes 1613 erlebt er nicht mehr, da er am 7./8. November 1612 seinen peinvollen Schmerzen erliegt. Eines der wenigen Originale des Kunstwerks „Hortus Eystettensis“ ist im Besitz der Familie Dajo von Gemmingen-Hornberg. Außerdem existieren von Johann-Konrad eine kostbare Repräsentations-Münzprägung und diverse Fayencen.

geboren 1936
Pater Eberhard von Gemmingen-Hornberg

Er entstammt dem katholischen Zweig der Hornberger-Freiherren und war von 1982 bis 2009 Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan. Nach der Wahl Joseph Kardinal Ratzingers zum Papst Benedikt XVI. führte Eberhard von Gemmingen-Hornberg das erste persönliche Interview mit dem neuen Papst, den er von früher kannte. Denn Gemmingen studierte in Tübingen, als Ratzinger dort Professor war.

Als der Junge drei Jahre alt ist, siedeln seine Eltern, Hans-Weiprecht Freiherr von Gemmingen-Hornberg (1905–1945) und Marie-Wilhelmine Gräfin von Drechsel auf Deufstetten (1908–1996), vom Wasserschloss Bad Rappenau nach Bürg in Württemberg über. Sein Vater fällt 1945 im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront. Der junge Halbwaise kommt in das Kolleg St. Blasien, einer seit 1934 von den Jesuiten betriebenen Internatsschule in dem ehemaligen Benediktinerkloster in St. Blasien.

Nach dem Abitur tritt Eberhard von Gemmingen in den Jesuitenorden ein und absolviert ein Philosophiestudium. Danach studiert er in  München, Innsbruck und Tübingen Katholische Theologie. Er empfängt 1968 durch Julius Kardinal Döpfner in München das Sakrament der Priesterweihe. 1980 stellt ihn sein Ordens-Oberer als kirchlichen Beauftragten beim ZDF frei. Bereits 1982 wechselt er dann zu Radio Vatikan.